Exhibition:
Sunah Choi
Knotenfänger
Kunstverein Reutlingen

English

With the knotter he patented in 1860, the wirecloth weaver Christian Wandel developed an apparatus for paper production that protected screens from the wear caused by coarse pulp impurities, ensuring consistent paper thickness for the first time. The artist Sunah Choi, who was born in South Korea and lives in Berlin, has developed sculptures, works on paper and installations especially for the Kunstverein Reutlingen that are inspired by the local history of the Wandelhallen and the imagined manufacturing processes of a production chain. Large steel sculptures made of welded grid structures refer to changing rooms or lockers for staff, wall objects recall spools for drying paper reams, and installations of coarse mesh refer to screening machines. The exhibition “Knotenfänger” (knotter) not only traces the industrial history of the building, but also addresses contemporary work. Choi’s own work process is always characterized by logic and intuition: first, ideas and experiments accumulate alongside extremely precise research, followed by an absolute reduction to the essential, resulting in an austere yet highly poetic aesthetic. The juxtaposition of antithetical principles—such as the combination of the massive and the fragile, light and shadow, construction and deconstruction—forms a dialectical interplay of space and time borne by a fascinating lightness and yet tightly wound.

Imke Kannegießer
Artistic direction, Kunstverein Reutlingen

The text of Imke Kannegießer was written for the solo exhibition Sunah Choi Knotenfänger,
Kunstverein Reutlingen, Reutlingen, Germany, 30 May - 03 October 2021

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Deutsch

Mit dem 1860 patentierten Knotenfänger entwickelte der Metalltuchweber Christian Wandel einen Apparat für die Papierfabrikation, der die Siebe vor Verschleiß durch grobe Unreinheiten schützte und erstmals für eine konstante Papierdicke sorgte. Die eigens für den Kunstverein Reutlingen entwickelten Stahlskulpturen, Papierarbeiten und Installationen der in Südkorea geborenen und in Berlin lebenden Künstlerin Sunah Choi sind inspiriert von dieser Geschichte und Ortspezifik der Wandel-Hallen sowie von imaginierten Fertigungsprozessen einer Produktionskette. Große Stahlskulpturen aus verschweißten Gitterstrukturen nehmen hierbei Bezug auf Umkleiden oder Spinde für Personal, Wandobjekte aus Vierkantstahl lassen an ehemalige Spulen zum Trocknen von Papierbahnen erinnern und grobmaschige Installationen verweisen auf Siebmaschinen. Die Ausstellung „Knotenfänger“ spürt nicht nur der Industriegeschichte des Hauses nach, sondern thematisiert auch heutiges Arbeiten. Chois eigene Arbeitsweise ist stets geprägt von Logik und Intuition: erst häufen sich Ideen und Versuche neben einer äußerst präzisen Recherche an, dann folgt die absolute Reduktion aufs Wesentliche, die in einer strengen und gleichzeitig sehr poetischen Ästhetik mündet. Durch die Gegenüberstellung polarer Prinzipien – etwa durch die Kombination aus Massivem und Fragilem, Licht und Schatten, Konstruktion und Dekonstruktion – entsteht hierbei ein dialektisches Zusammenspiel von Raum und Zeit getragen von faszinierender Leichtigkeit und Spannung.

Imke Kannegießer
Künstlerische Leitung, Kunstverein Reutlingen

Der Text von Imke Kannegießer wurde geschrieben für die Einzelausstellung Sunah Choi Knotenfänger, Kunstverein Reutlingen, Reutlingen 30. Mai - 03. Oktober 2021